© 2014 Holger Albers

Oktober 2014: Das Hendiadyoin

Fachbegriffe sind eine ganz spezielle Form von Wortschöpfungen. Oft sind sie alten Sprachen wie dem Griechischen oder dem Lateinischen entlehnt. So auch hier: Hendiadyoin. Sollten Sie diesen Begriff noch nie gehört haben - es ist nicht weiter tragisch und lässt keinerlei Zweifel an Ihrer Bildung zu.


Viel wichtiger als das Wort ist das, was es bezeichnet. Und das wiederum ist eine Technik beim gesprochenen und auch geschriebenen Wort, die man durchaus kennen sollte. Es handelt sich um die so genannte Zwillingsformel; zwei Wörter bilden hier zusammen einen Begriff ab. Einige Beispiele: Hab und Gut, in Amt und Würden, Lug und Trug, Mord und Totschlag, unter Dach und Fach.


Wir haben es hier also mit dem Versuch zu tun, dem Ausdruck durch seine Verdoppelung mehr Gewicht zu verleihen. Das kennen wir noch bei anderen Begriffen der Rhetorik - und da fängt es dann an, etwas kompliziert zu werden. Im Gegensatz zum Hendiadyoin hätte es bei der Tautologie auch ein Wort getan, man nimmt aber bewusst zwei. Das können verschiedene sein (in Reih und Glied) oder auch das gleiche in der Wiederholung (ein Spiel ist ein Spiel). Und dann gibt es da ja noch den Pleonasmus. Hier ist es eher die unbeabsichtigte Verdoppelung, etwa beim schwarzen Raben oder dem HIV-Virus.


Sie sehen, Sprachwissenschaftler geben sich große Mühe, auch feinste Unterschiede herauszuarbeiten und zu benennen. Wichtig dabei für uns ist weniger den Fachbegriff zu kennen, als das rhetorische Instrument richtig einzusetzen. Davon bin ich ganz und gar überzeugt.


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